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Wie Tanz bewegt

PURPLE Round U. Copyright: Roberto Duarte
PURPLE Round U. Copyright: Roberto Duarte
Schlagworte
Datum
26.02.2019

Beim PURPLE-Round Up diskutierten internationale Tanzkompagnien und -experten über Tanz für Kinder und Jugendliche.

Neu in der Runde: Mitglieder von Assitej 

Tänzer*innnen und Choreograf*innen aus Belgien, Kroatien, Österreich, Italien und Deutschland eingeladen stellten ihr aktuelles Projekt vor. Gemeinsam möchten sie das Young Dance Network (YDN) gründen, um Tanz für Kinder und Jugendliche zu fördern. Unter anderem wird im Young Dance Network die Frage gestellt, wie man globale Kommunikation für Tanz fördern kann. Deshalb versuchen sie, ihr Netzwerk mit Assitej (Association Internationale du Théâtre pour l’Enfance et la Jeunesse), einer Organisation die bereits in 80 Ländern agiert, zu verknüpfen.

Im September trifft sich das Young Dance Network auf dem Sunfestival (Norwegen) und nächstes Jahr in Japan.

Tanz in Schulen: „PURPLE in Bewegung“ 

Wie bereits 2017 und 2018 besuchten viele Schulklassen das Festival. Um die Zusammenarbeit mit Schulen zu fördern, wurde dieses Jahr mit PURPLE in Bewegung ein neues Format etabliert. Tanzpädagog*innen aus dem Festivalteam waren in der Otto-Wels-Grundschule und der Wedding-Schule zu Gast, um Lehrer*innen und Schüler*innen durch praktische Übungen wie Massage, Bodypercussion oder durch die Arbeit mit Objekten an Tanz heranzuführen. Im Anschluss besuchte die Klasse eine Festivalvorstellung inklusive Nachgespräch. Insgesamt waren es acht Klassen, die an dem Programm teilgenommen haben.

Aufbrechen von Klischees: Was ist Tanz?

Eine wichtige Beobachtung sei, so Tanzpädagogin Nadja Raszewski, dass Kinder ganz oft nicht wüssten, dass Tanz viel freier ist als sie denken. Oft herrsche das Klischee, dass ein Tanzer*in vor der Gruppe steht und alle dann das Vorgetanzte nachmachen. Durch verschiedene Herangehensweisen wie auch die Einführung von Improvisationen kann man diese Gedankenmuster aufbrechen.

Umgang mit Tanz: Wie wird Tanz wahrgenommen?

In großer Runde tauschten sich Tänzer*innen, Choreografen und Tanzpädagog*innen über ihre Erfahrungen mit jungem Publikum aus: Bei einer Tanzvorführung des Stückes „p=mg“ von Jann Gallois, erzählt eine*r der Beteiligten, beobachtete ein Lehrer seine Schüler*innen von der Bühne aus, um notfalls bei Unruhe einzugreifen. Die Klasse verfolgte still das Solo von Jean Gallois. Auch als die Musik verstummte waren sie ganz ruhig und bewiesen dem Lehrer, dass auch sie von der „Magie des Tanzes“ ergriffen wurden. Gallois, die später auch dem PURPLE Round Up beiwohnt, bestätigt, dass sie Kinder als ein aufmerksames und konzentriertes Publikum erlebt hat. Ihre beiden Stücke „p=mg“ und „Carte Blanche“ erfuhren fast die gleichen Reaktionen von jungem Publikum wie von den Erwachsenen.

Nicht nur durch die eben erwähnten Stücke von Cie.Burnout zeigten die Schüler*innen, dass sie als Publikum häufig unterschätzt werden. „A, B, Zeh“ von Kopla Bunz begeisterte selbst Kita- und Grundschulkinder, die noch gar nicht lesen konnten. Aber auch die Entscheidung gegen ein Stück sei eine wichtige Erfahrung. Kinder sollen lernen, so Nadja Raszewski, dass es auch in Ordnung sei, eine Tanzvorstellung nicht zu mögen.

Ausblick: Abschlussfragen

Am Ende der Diskussionsrunde stellte Canan Erek zwei Fragen: Warum soll ein junges Publikum Tanz schauen? Welche Auswirkungen wünschen wir uns?

Die Meinungen wurden aúf vielen bunten Zetteln festgehalten und im Anschluss von Canan Erek zusammengefasst. Vier wesentliche Punkte kristallisierten sich heraus.

  • Gerade im digitalen Zeitalter sei der Besuch von Tanzvorstellungen als analoges, authentisches Erlebnis wichtig
  • Performances zu erleben kann selbst Lust auf eigene Bewegung machen („aus dem Kopf in den Bauch“)
  • Vor allem kulturelle Unterschiede können auf spielerische Art und Weise hinterfragt werden und Tabus können durch diese abstrakte Kunstform thematisiert werden
  • Tanz anzuschauen kann neue Perspektiven über Menschen und menschlichen Körper vermitteln

Nach sieben Tagen Peformances, Tanzworkshops und dieser intensiven Gesprächsrunde ist das PURPLE-Tanzfestival beendet, doch die Diskussion darf gerne auch hier weitergeführt werden. Was denkt Ihr: Warum ist Tanz für junges Publikum so wichtig? Warum sollen Kinder und Jugendliche Performances besuchen und welche Auswirkungen wünscht ihr Euch?

Weitere Informationen

„Round Up PURPLE“ fand am 25. Januar in den Uferstudios statt.

Teilnehmer der Feedbackrunde:

– Cinira Macedo (Performerin aus Nürnberg)
– Raffaela Gras (Choreografin aus Wien)
– Caroline Cornelis (Choreografin aus Belgien)
– Ceren Oran (Tänzerin & Choreografin aus München)
– Alfredo Zinola (Tänzer & Choreograf aus Köln)
– Sanja Tropp Frühwald, VRUM performing arts collective (Sagreb/Kroatien, Wien)
– Corinne Eckenstein, Choreografin & künstlerische Leitung von DSCHUNGEL WIEN
– Gabi van Droste (Dramaturgin  & künstlerische Leiterin von FELD, Berlin)
– Barbara Fuchs (Tanzfuchs Production aus Köln)
– Jean Bermes, Kopla Bunz („A, B, Zeh“) (Luxemburg)
– Karen Griese, Theater Strahl, (Das Tanzstück „Roses“ von DeDansers wurde beim PURPLE-Festival aufgeführt)
– Livia Patrizi, Tanzkomplizen  („Schwerkraft leicht gemacht“)
– Amelie Mallmann, Tanzkomplizen („Schwerkraft leicht gemacht“)
– Birgit Wieger, Berliner Choreografin, Performerin und Regisseurin
– Doren Markert, Theater o.N.
– Dagmar Domrös, Theater o.N.
– Nadja Raszewski, TanzTangente („Arriving on Set“)
– Jann Gallois, Cie.Burnout („p=mg“)

Anwesende von PURPLE:

– Canan Erek, Künstlerische Leiterin und Kuratorin
– Inge Zysk, Management
– Uta Eismann, Öffentlichkeitsarbeit
– Cornelia Baumgart, Rahmenprogramm
– Valentina Boroni, Alessandra und Viviana Defazio, Mitarbeiterinnen

Text: Susanne Gietl

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