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„Wir tanzten fast blind“

Moe und Adri von Iron Skulls. Foto: Roberto Duarte
Moe und Adri von Iron Skulls. Foto: Roberto Duarte
Schlagworte
Datum
25.01.2018

Fünf Männer tanzen bei „Sinestesia“ in einer postapokalyptischen Welt. Mittendrin sind Adri und Moe vom Iron Skulls Collective. Im Interview erklären sie, wie man mit Gasmasken tanzt und warum sie vom Breakdance zum zeitgenössischen Tanz gewechselt haben. 

IIron Skulls Co. tanzt eine wilde Mischung aus unterschiedlichen Tanzstilen. Adri, Moe, mal Hand aufs Herz: Welche Tanzstile habt ihr gelernt. 

Adri: Ich habe mit Breakdance angefangen, dann war ich neugierig auf andere Tanzstile und habe zeitgenössischen Tanz gelernt, Popping und Flamenco und auch Butoh und Kontaktimprovisation.

Moe: 2003 war ich auch Breakdancer, dann kamen Salsa, Lindy Hop und zeitgenössischer Tanz dazu.

Ihr wart zuerst eine Breakdance Gruppe, jetzt seid ihr ein zeitgenössisches Tanzkollektiv. Wie kommt`s? 

Adri: Wir nennen das, was wir machen nicht Tanz, sondern Bewegung. Wir bedienen uns ganz verschiedener Tanzstile. Das hilft uns, uns weiterzuentwickeln. Vielleicht ist das, was wir machen auch eher Theater. Dass wir damit auf einer Theaterbühne landen, hätten wir nie gedacht. Das war nie das Ziel.

Euer Stück „Sinestesia“ spielt in einer post-apokalyptischer Welt, in der sich alle Sinne vermischen. Dazu tanzt mit Gasmasken. Wie fühlt sich das an?

Adri: Wir kamen relativ schnell auf die Idee, eine Gasmaske zu verwenden. Einige von uns waren total dagegen, aber das war gut für die Ästhetik des Stückes. Als wir die Maske das erste mal aufsetzten, wussten wir nicht, wie wir uns bewegen sollten, weil wir durch die Masken und den Nebel auf der Bühne fast nichts sehen konnten. Wir tanzten fast blind. Man fühlt viel mehr und hat auch ein ganz anderes Körpergefühl.

Moe: Das erste Mal wussten wir  nicht, wie wir die Gläser aus den Gasmasken entfernen können. Wenn man schwitzt, dann beschlagen die Gläser und man sieht nur die Farben, die auf der Bühne sind: Blau, rot und weiß. Es war verrückt und sehr synästhetisch. Das Stück ist seit 2014 erst 50 Minuten lang, davor waren es 20 Minuten.

Woran denkt ihr, wenn ihr das Stück performt?

Adri: Das ist immer anders. Meine Familie, die das Stück schon sieben oder acht Mal gesehen hat, meinte: Du hast aber viel geändert, aber ich merke das gar nicht. Wir haben Fixpunkte und dazwischen können wir improvisieren. Ich brauche immer etwas Neues, wenn ich performe, weil ich mich nicht wie ein Roboter fühlen möchte.

Moe: Tanz ist Gefühl. Wenn ich mich traurig fühle, dann arbeite ich mit dem Gefühl. Wir möchte keine Ballettcompany sein, die alles exakt gleich tanzt. Für uns ist das langweilig. Im B-Boying arbeitet man viel mit Improvisation und damit arbeiten wir auch bei „Sinestesia“. Mit unseren Gefühlen, dem Tag und auch der Stadt ändert sich das Stück.

Menschliche und animalische Bewegungen vermischen sich in dem Stück. Kommt das vom Breakdance?

Adri: Als wir die Tanzschule besuchten, wurde uns gesagt, dass wir uns wie Tiere bewegen, weil wir nicht so gut im Ballett sind.

Moe: Wir übernahmen für „Sinestesia“ einige Styles von B-Boying, wie zum Beispiel Tierbewegungen, wie beispielsweise von einer Spinne, zu kopieren.  Ich lasse mich von vielen Tieren und Tierbildern inspirieren, würde aber nicht sagen, dass ich dieses oder jenes Tier genau nachahme.

Adri: Für mich war eher ein Mutant aus Mensch und Tier. Wir sind Menschen, aber eben auch Tiere.

Moe: Wer weiß das schon, ob wir uns in einem apokalyptischen Krieg nicht wie Tiere verhalten?

Interview: Susanne Gietl

 

Weitere Informationen

„Sinestesia“ wird am 26. Januar 2018 um 11 und 19 Uhr im Rahmen des PURPLE-Festivals aufgeführt. Am Wochenende veranstaltet „Iron Sculls Co“ einen Workshop mit Jugendlichen.

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