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Gegen die Schwerkraft

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Datum
23.01.2019

Der Traum vom Fliegen ist wohl einer der ältesten Träume der Menschheit. Der Performer Hermann Heisig widmet ihm mit großer Leichtigkeit eine ganze Vorstellung. Am Dienstag feierte „Schwerkraft leicht gemacht“ von den Tanzkomplizen seine Uraufführung in der Schillertheater-Werkstatt. 

Der Körper als Versuchsobjekt

Wenn Hermann Heisig eine Performance macht, dann ist diese schon allein wegen seiner Größe überwältigend. Heisig misst fast zwei Meter, er ist schlacksig und extrem beweglich. Der Performer, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, das Verhältnis vom Körper zum Raum zu erforschen, macht seinen Körper in „Schwerkraft leicht gemacht“ in zahlreichen Experimenten zum Versuchsobjekt.  Er stellt Fragen wie: Wie erfährt man Schwerkraft und wie kann man sie überwinden? Gemeinsam mit der kuratorischen Hilfe von Nuno Lucas entsteht eine klar geplante Performance, die in jeder Vorstellung anders sein wird, denn wer sich mit Gravitation beschäftigt, der wird immer wieder vom Zufall überrascht.

Nach Albert Einsteins Relativitätstheorie ist Schwerkraft keine Kraft an sich, sondern eine Bewegung beziehungsweise Beschleunigung von Körpern, die auf eine Krümmung des Raumes zurückzuführen ist. Und bewegen wird sich der Performer viel. Im silbernen Einteiler mit blauglitzernder Jacke sieht Heisig aus wie ein Weltraumpilot. Doch bevor er zu den Sternen fährt, gibt es noch einiges zu erforschen.

Heisig beginnt mit leichten Schritten auf einer Styroporfläche. Jeder Schritt wird von einem Geräusch begleitet, wie man es vernimmt, wenn man durch den schweren Schnee stapft. Heisig macht einen Purzelbaum und verlässt die Fläche bedächtigen Schrittes wieder Heisig wirft einen Blick auf verschiedene Zeichnungen, die er an die Wand geklebt hat. „Also bis jetzt läuft alles nach Plan“, erklärt er dem Publikum. Nach und nach stellt und legt er die unterschiedlichsten Gegenstände auf die Bühne, um eine Art Gravitationsmodell aus Styropor, Betonsteinen und Styroporkügelchen zu bauen. Als Heisig auf die Idee kommt, einen Ball unter das „Dach“ seines Gravitätshauses zu legen, stößt er an seine Grenzen. Der Ball hat andere Pläne und rollt davon. Also trickst Heisig den Ball aus und legt ihn nochmal auf den Tisch. Diesmal klappt es.

Ein andermal beschleunigt er seinen Körper auf einem Rollbrett. Er legt sich wie ein Rennfahrer flach auf das Brett, seinen Kopf schützt er mit einem Helm. Man weiß ja nie, was passieren kann..

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Geräusche als Klangteppich

Einen wichtigen Anteil an der Performance haben die Geräusche. Wenn Heisig beispielsweise mit den große Styroporplatten in der Hand Wind macht und die Haare des Pubilkums leicht mitwehen, hört man ein leichtes Windrauschen. Testet er die Beschaffenheit eines Betonsteins und pustet in die Löcher des Ziegels, ertönt unerwarteterweise in Flötengeräusch. Und immer wieder klingt es, als würde ein Gegenstand durch die Luft schweben.

Der schönste Schwerkraftmoment ist der Moment, in dem Heisig mit dem Arm in einem Rohr feststeckt, das noch länger ist als seine Arme. „ich weiß das auch nicht ganz genau. Irgendwas stimmt nicht. Irgendwas ist so schwer“, bemerkt er und egal, wie er sich bewegt, die Schwere des Rohres verlangsamt ihn. „Ich bin jetzt 37 Jahre alt und bis dahin war jeder Augenblick Schwerkraft, Schwerkraft, Schwerkraft.“ Doch Hermann Heisig wäre nicht Hermann Heisig, wenn er nicht dafür eine Lösung hätte: „Wenn jemand daran denkt, dass es leicht ist, wird es auch schon viel leichter.“ Und er beginnt mit dem Rohr zu tanzen.

Ob das mit dem Fliegen noch klappt, wird nicht verraten. Ob Heisig selbst gerne mal in den Weltraum reisen würde, verrät er im Nachgespräch mit Amelie Mallmann.“Ich würde mich nicht ärgern, wenn ich mal im Weltraum sein würde, aber ich glaube, ich komme da nicht hin.“ Seine Aussage bezieht sich auf ein „Problem“ auf der Erde. „Wir müssen mit der Schwerkraft klar kommen, das ist nicht so leicht.“ Gerne doch, denn sonst würde die Performance nicht so viel Spaß machen.

Kritik: Susanne Gietl

Weitere Informationen

„Schwerkraft leicht gemacht“ wurde am 22. Januar 2019 uraufgeführt und wird noch von 24. Januar bis 27. Januar 2019 in der Schillertheater-Werkstatt aufgeführt.

Choreografie Hermann Heisig und Nuno Lucas Tanz Hermann Heisig Bühne Morana Mazuran Kostüme Marie Gerstenberger
Komponist / Sound Designer Aurélien Vieira Lino Licht Martin Pilz

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