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Der Name als Pose

Nadja Raszewski
Nadja Raszewski
Schlagworte
Datum
29.01.2017

Wie sollen Erwachsene Jugendliche an zeitgenössischen Tanz heranführen, wenn ihr eigener Zugang fehlt? Deshalb veranstaltete PURPLE einen Workshop für Lehrer*innen, um auch sie an zeitgenössischen Tanz heranzuführen.

Vorstellung im Kreis

Als Choreografin und Tanzpädagogin Nadja Raszweski die Gruppe im Kreis auffordert, sich für den eigenen Namen eine Pose auszudenken, klingt die Übung höchst kompliziert: „Tanzt eure Namen!“ Doch Nadja tritt vor, nimmt eine Pose ein und ruft ihren Namen. Ihr Tipp: „Merkt euch eure Pose!“. Höchst konzentriert kreiert jede der Frauen (Männer haben sich nicht angemeldet) ihre eigene Bewegung und fügt ihrem Namen hinzu.

Selbst präsentieren

Eine Workshopteilnehmerin macht einen Schritt nach vorne, fixiert einen Punkt am Ende des Raumes und zieht einen Arm nach hinten. Die Pose erinnert ganz klar an Bogenschießen – nur der Bogen fehlt. Diese Übung sei wichtig, so Nadja, da jeder sich kurz der Gruppe präsentiert und seine erste eigene Bewegung kreiert. Im Anschluss ahmen alle anderen die Bewegung nach und schreien den Name der Bogenschützin. In der nächsten Runde fügt Nadja alle Übungen zusammen. Erst langsamer, dann immer schneller werdend. Alle lachen.

Raum ausnutzen

Sie schaltet die Musik an und lässt die Gruppe frei durch den Raum laufen. Erst vorwärts, dann rückwärts. Sie lässt die Gruppe durch den Raum springen und auf den Boden „schmelzen“ (jeder geht behutsam zu Boden). Die Bewegungsfolgen werden Teil einer einfachen Choreografie. Neue Elemente fügt Nadja nach und nach hinzu und wird mit der Zeit schneller. Drei Posen darf sich jeder ausdenken. Ob diejenige so tut, als ob sie kämpft, zähneputzt oder sich einfach nur auf die Zehenspitzen stellt ist ihr überlassen. Dann teilt sie die Gruppe und stellt sie einander gegenüber. Gruppe 1 tritt gegen Gruppe 2 an. Erst wechseln sie sich ab, dann begegnen sich die Gruppen im Tanz gleichzeitig.

Streng aber wohlwollend

Die Gruppe hat sich warm getanzt, die Stimmung ist gut. Es wird viel gelacht, aber die Übungen werden trotzdem sehr ernst genommen. Das mag auch an Nadjas Art liegen, die mit rauher strenger Stimme immer wieder Anweisungen und Hinweise gibt. Es sei gut, wenn man lacht, denn der Spaß an der Sache sei wichtig. Einzelne Gespräche verstummen. Nadja, die bereits mit Häftlingen und Kindern arbeitete, strahlt eine natürliche Strenge aus. Sie treibt an, ohne anzupeitschen.

Gemeinsam improvisieren

Die Gruppe bewegt sich wieder im Kreis. Immer wieder ruft Nadja einen Begriff in die Menge, jede Workshopteilnehmerin denkt sich eine individuelle Pose dazu aus. Beispielsweise „kühn“ – eine Teilnehmerin balanciert auf einem Bein, eine andere nimmt eine starke Pose ein. Später bilden sich Zweier-, später Sechsergruppen, welche gemeinsam in den Laufpausen Märchen darstellen „Die Gänsemagd“ oder „Froschkönig“. Eine mimt den Frosch, die andere die Krone. Sie wird die Übung noch weiter ausbauen und zwei Märchen ineinander übergehen lassen, so dass sich auch daraus eine kleine persönliche Choreografie ergibt.

Tanz ist eben nicht immer Ballett, sondern holt uns da ab, wo wir uns befinden. Im Alltag. Sei es beim Bogenschießen, im Märchentheater oder beim Zähneputzen.

Artikel: Susanne Gietl

 

Weitere Informationen

Der kostenlose Workshop „Tanz sehen und erleben – Workshop für Lehrer*innen“ fand am Montag, 23. Januar 2017 in den Uferstudios statt. Der Artikel gibt nur Eindrücke des Workshops wieder und nicht alle Übungen des Workshops.

2 Kommentare

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  1. Ich fand Nadjas Workshop sehr anregend klar und in gutem schnellen Tempo, überhaupt nicht „streng“. Es gab eine Fülle von strukturiertem Material, das sich sowohl für Kinder, Jugendliche und Laien aufbereiten läßt. Immerwieder gern!

  2. Super, danke für das tolle Feedback 🙂