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Philosophie in der Manege

Clement Layes/Public in Private: "TITLE" copyright: Roberto Duarte
Clement Layes/Public in Private: "TITLE" copyright: Roberto Duarte
Schlagworte
Datum
24.01.2017

Jemand hat mal gesagt: „Das Leben ist eine Baustelle.“ Der Künstler Clément Layes verwendet für sein Stück „TITLE“ dieses Bild. Er arrangiert unterschiedliche Objekte auf der Bühne und verknüpft so spielerisch Tanz mit Philosophie.

Ein Objekt ist auch ohne Name ein Objekt 

Doch bevor Clément mit seiner Performance beginnt, betritt Felix Marchand die Bühne. „Hallo, ich bin Felix Marchand“. Er möchte eine kleine Einführung geben, erklärt Felix. Es gibt den Namen und das Objekt, so Felix. Beide seien getrennt voneinander zu verstehen. Denn der Name bezeichnet zwar das Objekt, aber letztlich stehe es für sich. Es sei auch ohne Name ein Objekt.

Was ist ein Objekt?

Felix stellt sich erneut vor: „Ich bin… Jean Claude van Damme, Erika Klütz (Anm. d. Red.: Klütz gründete eine Schule für Tanz und Tanzpädagogik), Justin Bieber.“ Er unterbricht sich und setzt neu an. Es ginge darum, neue Räume zu öffnen und um die Frage: „Was ist ein Objekt?“ Er zieht sein Jackett aus. Form, Geruch, Qualität gehören zu diesem Ding, bemerkt er. Felix zieht sein Jackett an und aus, an und aus, an und aus. „Das ist die Funktion des Jacketts: Man kann es aus an- und ausziehen.“ Dann ist er weg und die Performance beginnt.

Auf der Suche nach dem richtigen Weg

Eine runde weiße Fläche markiert die Bühne. Auf ihr sind viele Gegenstände verstreut: Ein Bohrer, ein Drehstuhl, ein Ritterhelm, ein Spielzeugauto, ein Hut, ein Kissen, ein Brett, eine Planke und noch ein paar andere Handwerksobjekte. Mit all diesen Dingen wird der Performer Clément Layes auf der Bühne kämpfen, scheitern und wieder von vorne anfangen. Das Chaos-Arrangement trägt eine gewisse Ordung in sich. Obwohl der Abend erst beginnt, wirkt die Bühne verlassen und unfertig.

Aus dem Lautsprecher ertönt „Freedom“ von Anthony Hamilton & Elayna Boynton. Mit flottem Schritt läuft Clément um die runde Fläche, überlegt es sich im Gehen wieder anders und kehrt um. „Looking for freedom“ – vielleicht war es der falsche Weg?

Clément und sein Musiker, der immer wieder die Trommel rühren wird, tragen rote Schuhe mit weißen Schnürsenkeln – passend zu den weißen, schwarzen und roten Objekten. Die Haare von Clément sind eingestaubt. Er betritt den kreisrunden Raum und räumt erstmal auf. Als alle Objekte an ihrem Raum stehen, nimmt der Künstler ein Brett, legt es auf einen Holzklotz, lässt das Brett ein bisschen überstehen, legt ein Kissen auf den überstehden Teil, setzt sich darauf und beginnt zu lesen. „In dieser Welt.“ „In diesem Raum.“ „in diesem Moment.“ „Jetzt.“

Clement Layes/Public in Private: "TITLE" copyright: Roberto Duarte

Clement Layes/Public in Private: „TITLE“ copyright: Roberto Duarte

 

Drei Jahre lang besuchte Clément eine professionelle Zirkusschule, in „TITLE“ zeigt er sein Können. Während er auf den wackeligsten Objekten die Balance hält, stellen sich ihm die eigenwilligen Objekte in den Weg. Für Clément öffnet die Performance Raum für große philosophische Betrachtungen über unsere Wegwerfgesellschaft, das Verhältnis von Mensch und Maschine und den Künstler selbst. Die Dinge rücke er, so Clément, mit Absicht in den Mittelpunkt:

„Dadurch, dass die Objekte selbst performen, stellt man sich Fragen wie: Wie interagieren die Objekte mit dem Menschen?“ 

Am Ende wird die Sprache verstummen und die Objekte werden für sich sprechen. Sie werden in der Luft hängen, um sich selbst kreisen oder etwas anderes mit sich drehen. Auf jeden Fall werden sie tanzen.

Kritik: Susanne Gietl

 

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2 Kommentare

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  1. das hört sich ja super an – schade, dass ich nicht da war!

    1. wirklich schade, hoffe Du kannst wenigstens ein anderen Stück vom Festival anschauen :-)!